Quick Rewind: Der Vetorecords-Kurz-Check

Die Blätter an den Bäumen färben sich bunt und die Supermarkt-Regale sind bereits seit Wochen mit Spekulatius, Lebkuchenherzen und Schoko-Weihnachtsmännern gefüllt. Es ist also allerhöchste Zeit, um mal wieder einen Blog-Eintrag abzusetzen. Zeit auch, um vielleicht einmal wieder eine Bestandsaufnahme zu machen, von dem, was sich musikalisch in den letzten Wochen und Monaten so getan hat. Darum hier jetzt mal ein kurzer Review-Abriss der für mich spannendsten Alben der letzten Wochen.

Travis – „Where You Stand“

Und plötzlich waren Travis dieses Jahr wieder da. Wie ein alter Freund aus der Kindheit, der einem irgendwie im Gedächtnis haften geblieben ist, obwohl der Kontakt doch in den letzten Jahren eher nur noch spärlich vorhanden war. Schließlich sind seit dem letzten Tonträger der Band, „Ode To J. Smith“, ganze fünf Jahre ins Land gezogen. Fünf Jahre, in denen die einzelnen Band-Mitglieder ihre eigenen musikalischen Wege gegangen sind. Und fünf Jahre, die vielleicht nötig waren, um sich als Gruppe wieder frisch und unbedarft an ein neues Werk zu wagen. Und so klingen die Songs auf dem aktuellen Studioalbum Where You Stand inspiriert und frisch. Ein Pop-Album mit wunderbar leichten Melodien, verträumten Balladen und facettenreichen Arrangements. „Moving“ dürfte dabei jetzt schon mit Songs wie „Turn“ oder „Why Does It Always Rain On Me?“ mit in die Geschichte der unvergesslichsten Travis-Songs eingehen. „Why did we wait so long“, fragt Frontmann Fran Healy im Opener „Mother“. Nun, weil lang ausgereifte Arbeit sich eben manchmal lohnt.  Oder umgangssprachlich ausgedrückt: Gut Ding will Weile haben. Where You Stand ist ohne Frage das beste Werk der Schotten seit The Invisible Band.

Babyshambles – „Sequel To The Prequel“

Eigentlich hatte ich immer befürchtet, dass der gute Pete Doherty sich dem „Forever 27 Club“ anschließen würde.  Diese kritische Zahl hat der Brite ja aber glücklicherweise schon eine Weile hinter sich. Und sein Lebensstill soll hier auch gar nicht Thema sein, denn was bisweilen vergessen wird, zwischen den ganzen Skandalen und Drogenexzessen, ist, dass Mr. Doherty einfach ein verdammt guter Songschreiber ist. Sequel To The Prequel war ein Schnellschuss – in Produktion und Herausgabe. So als sollten die ganzen neuen kreativen Energien und Ideen schnell festgehalten werden bevor sie sich ins Nichts auflösen. Das Ergebnis ist genauso überraschend wie es die Bekanntgabe war, dass die Babyshambles überhaupt plötzlich wieder ein neuen Album auf den Markt werfen würden. Der Einfalls- und Facettenreichtum kennt keine Grenzen auf der neuen Platte – ob Beatles, The Clash, Sex Pistols, Folk oder Rock, Doherty zeigt, dass er fast alle dieser Genres auf seine ihm eigene Art und Weise zu interpretieren versteht. Das typische Doherty-Antistatement im Stile einer fast gelangweilten, nöligen Gesangsstimme schwingt natürlich immer mit. Selbst in den schwelgerischsten Lovesongs wie „Picture Me In A Hospital“ oder „Farmer’s Daughter“ kommt diese zum Tragen. Kraftvoll, energetisch und zärtlich ist Sequel To The Prequel sicherlich Dohertys bestes Werk seit den glorreichen Libertines.

Okkervil River – „The Silver Gymnasium“

Zurück in die Teenagerzeit und in die wohlbehütete Heimatstadt – das sind die Aufhänger für das 7. Studioalbum der US-Folk-Rocker Okkervil River. Frontmann Will Sheff ist lyrisch natürlich viel zu begabt als das er uns platte, nostalgische „früher-war-alles-besser“-Songs vorsetzen würde. „Show me my best memory, it’s probably super crappy“, singt er daher in „Pink Slips“. The Silver Gymnasium ist ein „Coming-of-Age“-Album geworden. Es handelt vom Erwachsenwerden. Von Ängsten und Konflikten eines heranwachsenden jungen Mannes. Eines jungen Mannes namens Will Sheff, der in den 80er Jahren in einem kleinen Ort in New Hampshire aufgewachsen ist. Diese persönlichen Erinnerungen werden von schönem, warmem Indie-Rock ummantelt. Ein Album mit sehr viel Liebe zum Detail, auch was beispielsweise das wunderschöne Artwork des Plattencovers angeht.

Cults – „Static“

Und noch weiter zurück in die Vergangenheit geht es mit den Cults. Nicht Song-thematisch, aber soundtechnisch. Retro-Pop at it’s best reichte uns das New Yorker Pop-Duo um Brian Oblivion und Madeline Follin bereits auf ihrem Debut dar. Noch immer klingt uns die Gänsehaut-Ballade „You Know What I Mean“ in den Ohren. Auf Static bleiben die Cults diesem Sound treu – und das ist auch gut so. Honigsüße, verspielte Melodien, aber auch punkige Elemente treffen auf Static aufeinander und bescheren uns einmal mehr ein sehr spannendes Album, bei dem man schon wie beim Erstling das Gefühl hat direkt in den 60er Jahren gelandet zu sein. Madeline Follins Stimme berührt und hallt auch noch nach dem Albumgenuss in den Gehörgängen nach. Zum Glück scheinen die Cults also kein One-Album-Wonder zu bleiben.

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